GEDANKENPAUSE – Mit Tee um den See

„Von einem, der spazieren geht, kann man niemals behaupten, er mache einen Umweg“

(Arthur Schopenhauer)

Das wollte ich dann heute mal ausprobieren! Mein Sohn hatte Torwarttraining. In der Nähe ist ein See. Da dachte ich mir, anstatt jetzt rum zu hetzen und noch schnell Einkäufe zu erledigen oder sinnlos auf der Bank zu hocken, frieren und auf das Smartphone zu starren, werde ich mal die Zeit für mich nutzen!

Also, hab ich mir vorher eine kleine Thermosflasche mit Tee und vier Dominosteine (Es sollte ja nur ein kleiner Snack sein!) eingepackt. Kind abgesetzt und los ging es um den kleinen See! Es war ziemlich bewölkt und ziemlich kalt, aber gerade das zauberte eine wunderschöne Atmosphäre an den See!

Von dem Anblick, wie sich die Welt im See spiegelte, konnte ich mich kaum losreißen.

Beim Gehen versuchte ich bewusst meinen Atem wahrzunehmen. Wie die kühle Luft in meine Nase einströmte und leicht erwärmt wieder ausströmte. Ich sah mir meine Umgebung ganz genau an und, auch wenn es sich befremdlich anhört, sprach ich mir innerlich vor, was ich sah (Da ist eine Ente auf dem See. Das Moos auf dem umgestürzten Baum ist richtig saftig grün. Niedliches Eichhörnchen, usw.).

Damit konnte ich mich immer wieder gut ins Hier und Jetzt zurück holen, wenn meine Gedanken auf Wanderschaft gingen (Was koche ich heute Abend? Ah, das könnte ich gut so in den Adventskalender schreiben. Ob wir pünktlich zu Hause sind bis der Heizungsableser kommt?…usw.).

Oder ich fing an meine Atemzüge oder Schritte zu zählen. Immer bis zehn und dann wieder von Vorne. Wenn ich mitten im Zählen rauskam, fing ich bei eins wieder an. Ich versuchte auch meinen Körper wahrzunehmen, z. B. wie sich mein Pulsschlag erhöhte als es etwas „bergan“ ging. Auch die Geräusche um mich herum hörte ich mir sehr bewusst an. D

as Rauschen der nahen Autobahn versuchte ich mir schön zu denken, indem ich mir vorstellte, dass es Meeresrauschen sei. Zugegeben braucht es einiges an Vorstellungsvermögen dafür, aber es hat funktioniert. Zum Schluss meines Spaziergangs suchte ich mir eine Bank mit Blick auf den See und trank meinen mitgebrachten Tee. Auch das versuchte ich mit meiner ganzen Aufmerksamkeit zu tun.

Wie fühlt sich der Tee in meinem Mund an? Ist er sehr heiß? Nach was schmeckt er? Wie fühlt es sich an, wenn ich ihn runterschlucke und fühle ich ihn auch im Magen?

Auch die Dominosteine naschte ich auf diese Weise: Wie knackt die Schokolade beim Hineinbeißen? Wie sieht der Dominostein aus, wenn ich ihn in der Mitte durchbeiße? Wie riecht er? Welchen Geschmack nehme ich wahr (meine Erkenntnis war: Nicht meine Sorte!) wie fühlt es sich an, wenn ich den Dominostein kaue und hinunterschlucke?

Es war nicht immer einfach achtsam und aufmerksam im Hier und Jetzt zu verweilen. Natürlich sind meine Gedanken auf Wanderschaft gegangen. Wenn dem so war, habe ich es wahrgenommen, mir gesagt „Das kann passieren und ist ok“ und hab mich dann wieder bewusst meiner Umgebung und dem Spaziergang gewidmet! Nach diesem Spaziergang fühlte ich mich kalt und auch etwas müde.

Aber ich merkte eben auch, dass mein Kopf zur Ruhe gekommen war.

Das war ein sehr schönes Gefühl und ich spürte den Wunsch so etwas öfter zu fühlen. Wenn man diese Art von Spaziergängen regelmäßig macht, fällt es auch von Mal zu Mal leichter sich darauf einzulassen und seine Gedanken, zumindest für diese bestimmte Zeit, einmal zur Ruhe zu bringen.

Gönnen wir den Gedanken doch auch mal eine Pause ;o)! Versucht es gerne auch einmal mit einem achtsamen Spaziergang oder, als Variante, mit einem Moment nur für Euch. Mit Kerze, Tee oder Kaffee und was zum Knabbern. Auch hier könnt Ihr dann ganz im Hier und Jetzt alle Geräusche, Gerüche, visuellen Eindrücke, Körperwahrnehmungen etc. achtsam wahrnehmen.

Dafür benötigt es nicht viel Zeit. Es reichen schon 15 Minuten.

Ein solches Zeitfenster lässt sich sicher finden, um euch und Euren Gedanken eine kleine Auszeit zu gönnen!